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Antrag Zirkusse mit Wildtieren
Antrag Zirkusse mit Wildtieren
Liebe Mitglieder und Freunde der Kaufbeurer Initiative,
die Kaufbeurer Initiative e. V. reichte am 18.05.2015 den Antrag ein, künftig keine kommunalen Flächen mehr Zirkusse mit Wildtieren zur Verfügung zu stellen. Das Thema „Wildtiere im Zirkus“ ist immer wieder in den Medien, besonders wenn es zu Verstößen kommt. Zuletzt sprachen sich laut Allgäuer Zeitung vom 03.03.2015 in einer Umfrage von Frontal21 zwei Drittel gegen die Haltung von Wildtieren wie Elefanten, Giraffen oder Tiger in Zirkusbetrieben aus und lediglich 15% hatten hier keine Bedenken (1)(2). Sogar einer der bekanntesten Vertreter seiner Art, Circus Roncalli, verzichtet mittlerweile freiwillig auf Wildtiere, da dies laut Aussage seines Mitgründers und Direktors nicht mehr zeitgemäß ist. (3)
Die Liste der Vorfälle und auch ausgesprochenen Strafen ist lange:
Allein der berühmte Circus Krone bekam, 2013, 2012, 2011, 2010, 2009
und 2008 Beanstandungen und Strafen von Behörden aufgrund von Verstößen
gegen den Tierschutz (Stand Juli 2014) (4).
Auch andere bekannte Zirkusse wie z. B. Althoff oder Renz blieben nicht ohne Strafe. Althoff wurde sogar zu einer Strafe von 11.700 Euro verurteilt (5).
Bei einer Anfrage der Bundestagsabgeordneten Nicole Maisch im September 2014, wurde u. a. folgende Frage gestellt: „Wie viele Beanstandungen bei der Tierhaltung wurden nach Kenntnis der Bundesregierung in Zirkussen zw. den Jahren 2008 und 2013 durch Amtstierärzte festgestellt?“ Antwort: „Nach den von den Bundesländern im ersten Quartal 2012 zur Verfügung gestellten Informationen wurden im Jahr 2011 bei 895 Kontrollen 409 Verstöße gegen Haltungsanforderungen für Tiere festgestellt.“ (6)
Im Prinzip ist es auch einfach sich vorzustellen, was die Probleme bei einem fahrenden Zirkus, im Gegensatz zu einem Zoo mit eigenem, artgerechtem Gehege ist:
– Zirkusse haben durchschnittlich 50 Ortswechsel im Jahr, wovon die Tiere nachweislich bis zu 20 Stunden im Transportwagen stehen
– durch die meiste Zeit in kleinen Käfigen oder Transportwagen wird nicht nur das teilweise stark ausgeprägte Sozialverhalten stark eingeschränkt
– tierärztliche Kontrollen und Versorgungen sind schwierig, da es wenige auf Wildtiere spezialisierte Ärzte gibt
– nur jeder zehnte Zirkus hat ein eigenes Winterquartier hat. Es ist nicht selten, dass die Tiere in den Transportwägen überwintern
– die finanziellen Mittel der Betriebe sind oft knapp
Weitere diese und weitere interessante Argumente finden sich von Seite 4 bis 6 des Beschlusses des Bundesrates (7).
Aufgrund dieser Problematik wurde die Haltung von Wildtieren, teilweise sogar sämtlicher Tiere, in vielen Ländern verboten. Beispiele allein in Europa sind hierfür sind Belgien, Dänemark, Finnland, Griechenland, Kroatien, Österreich oder Schweden. Kommen wird z. B. ein Verbot in den Niederlanden. (8) (9)
Wie sieht die Situation in Deutschland aus? Der Bundesrat hat hierfür zuletzt am 25.11.2011 ein Verbot der Haltung bestimmter wild lebender Tierarten im Zirkus beschlossen (7). Auch die Bundestierärztekammer fordert in der Pressemitteilung vom 20.04.2010 ein Verbot von Wildtieren im reisenden Zirkus (und gerade die Bundestierärztekammer sollte sich hier am besten auskennen) (10). Leider scheiterte das Verbot in Deutschland bisher an der Blockadehaltung von CDU/CSU (11).
Daher beschlossen bereits einige Städte im gesetzlichen Rahmen Verbote bzw. keine öffentlichen Flächen mehr für Zirkusse mit Wildtieren zur Verfügung zu stellen. Beispiele hierfür sind Baden-Baden, Erding, Heidelberg, Köln, Neuburg an der Donau, Potsdam, Schwetzingen, Speyer, Stuttgart oder Worms. Selbst die Heimat des Circus Krone, die Stadt München, erlaubt die eingeschränkte Haltung von Wildtieren nur auf der Theresienwiese. (9)
Diesem Beispiel möchte die Kaufbeurer Initiative e. V. folgen und stellte daher den Antrag, dass die Stadt Kaufbeuren keine öffentlichen Plätze mehr für Zirkusse mit Wildtieren zur Verfügung stellt. Die Definition Wildtiere umfasst folgende Arten: Affen, Tümmler, Delfine, Greifvögel, Flamingos, Pinguine, Nashörner, Wölfe, Alligatoren, Krokodile, Antilopen und antilopenartige Tiere, Amphibien, Bären, Elefanten, Flusspferde, Giraffen, Riesenschlangen, Robben und robbenartige Tiere, Großkatzen, Lamas, Vikunjas und Straußenvögel.
Quellen:
(2) https://www.zdf.de/frontal-21/wildtierverbot-im-zirkus-quaelerei-in-der-manege-37400800.html
(3) https://www.roncalli.de/news/bernhard-paul-im-interview-bei-frontal-21
(4) https://www.peta.de/kronechronik
(5) https://www.peta.de/chronik-des-zirkus-giovanni-althoff-1
(6) https://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/18/026/1802690.pdf
(7) https://dipbt.bundestag.de/dip21/brd/2011/0565-11B.pdf
(9) https://www.peta.de/verbotwildtiereimzirkus
(10) https://www.bundestieraerztekammer.de/index_btk_presse_details.php?X=20120222210840
(11) https://www.vier-pfoten.de/news-press/pressearchiv/150304-2/